Prof. Anthony Rowley erklärt den Ursprung der bayerischen Wörter.
Stand: 25.01.2017
Anthony Rowley ist Professor für Germanistik an der Münchener Universität und ein renommierter Kenner der Bayerischen Sprache. Rowley dokumentiert an der Akademie der Wissenschaften den Wortschatz des bayerischen Dialekts. 500 Helfer, unter anderem aus Heimatvereinen und von Stammtischen, unterstützen ihn dabei.
Sein Interesse für Mundartliches wurde während seines Studiums in Regensburg geweckt. Bevor er 1975 nach Bayern kam, promovierte er über eine seltene Sprachinsel in Italien. Seit fast zwei Jahrzehnten arbeitet er in München am "Bayerischen Wörterbuch" - einem Langzeitprojekt.
Diese Abstimmung ist keine repräsentative Umfrage. Das Ergebnis ist ein Stimmungsbild der Nutzerinnen und Nutzer von BR.de, die sich an der Abstimmung beteiligt haben.
Prof. Anthony Rowley: "Ein 'Schnaitteiferl' - das ist in Niederbayern ein Gemüsemesser, ein scharfes Messer.
Teiferl ist die Ver-kleinerung von Teufel, also ein Teufelchen. Weil mit dem scharfen Messer, da geht ja das Gemüse schneiden
wie a Teifel."
von Heribert K. aus Straubing -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Vagäidsgodschnaggla | "Wir in Bayern" / BR
"Ein 'Vagäidsgodschnaggla' - das ist in Oberbayern das, was man Neudeutsch einen Schnorrer nennen würde. Jemand, der nur auf den eigenen Vorteil bedacht ist. Der 'schnackelt', wenn man so will, das Wort 'Vergelts Gott' schnell hin.
Willy W. aus Bad Reichenhall -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------
Gadeladelelle | "Wir in Bayern" / BR
"Ein 'Gadeladelelle' - das ist im Allgäu der Riegel für einen Fensterladen, vornehmlich des Schlafzimmers. Es setzt sich zusammen aus Gade, einem Wort für Raum, Lade, der Fensterladen und Lelle, das kommt von lallen mit der Zunge für den Riegel.
Eingesendet von Christa Meller aus Opfenbach -------------------------------------------------------
Hupfaschneida | "Wir in Bayern" / BR
"Ein 'Hupfaschneider' - das ist in Mittelfranken die Heuschrecke. Im Süden Bayerns heißt sie Heuschneider, im Westen Heuhupfer und in Mittelfranken die Kombination davon, also Hupfaschneider." Eingesendet von Johanna Maul aus Velden
----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Domaxl | "Wir in Bayern" / BR
"Ein 'Domaxl' - das ist in der Oberpfalz eine Rohrnudel. Die Herkunft ist unklar, aber weil es verschiedene Speisen gibt, die auf den Vornamen Thomas zurückgehen, nehme ich an, dass ein Domaxl letztlich auch vom Thomas herkommt."
"Wir in Bayern"-Reporterin Karén Becker-Ohlsen ist für "Host mit?"mit ihrem BR-Mikro in Bayern unterwegs und wendet sich an Passanten, die bayerische Dialektwörter erraten müssen. Die meisten Passanten wissen natürlich nicht genau, um was es sich handelt. Daher kommen die skurrilsten und witzigsten Antworten heraus, die Karéns Umfragen mittlweile zum echten Kult gemacht haben. Während der Umfrage ist eine Telefonnummer eingeblendet, über die uns die Zuschauer erreichen und die vermeintliche Bedeutung der Wörter nennen können. Und natürlich wartet wie immer ein Geschenk auf den Gewinner oder die Gewinnerin.
Außerdem fragt Karén Menschen auf der Straße auch nach interessanten Themen für unsere Rubrik "Service", wie zum Beispiel "Welche Reiseversicherungen haben Sie abgeschlossen" oder "Welches Schnäppchen haben Sie ergattert?" - Themen, die jeder aus seinem Alltag kennt.
"Wir in Bayern"-Fragebogen
Das Besondere an meiner Arbeit "Die Menschen auf der Straße sind wie meine Freunde. Sie erzählen mir nicht nur etwas zum Thema, sondern persönliche Geschichten aus ihrem Leben."
Das Besondere an meiner Arbeit "Die Menschen auf der Straße sind wie meine Freunde. Sie erzählen mir nicht nur etwas zum Thema, sondern persönliche Geschichten aus ihrem Leben."
Meine tollsten Erlebnisse "Ob es ein Blumenhändler ist, der mir in seinem Laden eine Rose oder ein Maler, der mir ein Bild schenkt, bis dahin, dass mich viele Menschen herzlich beim Abschied umarmen. Das sind Erfahrungen, die mich sehr berühren und mitreißen. Wenn ich draußen unterwegs bin, erfahre ich viele tolle Momente. Egal, wie jung, alt, groß oder klein mein Gegenüber ist."
Das ist typisch für mich "Die Leute sagen, dass mein Lachen typisch für mich ist. Ich lache sehr gerne und ich sehe gerne das Schöne und Humorvolle im Leben."
In meiner Freizeit mache ich gerne "Ich gehe unglaublich gerne an den Ammersee zum Schwimmen oder Spazieren und zum Relaxen mit meiner Familie und meinen Freunden."
Der Bayer ist ein feiner Kerl, der nicht nur seinen Widerwillen gerne in Schimpfwörtern verpackt...........Katharina Türmer Nein, er kann sogar mit Schimpfwörtern loben. Durch die Blume quasi. Egal, ob Sie aus Bayern stammen oder nicht: Bayerische Schimpfwörter sind einmalig! Hier finden Sie eine Liste bayerischer Schimpfwörter.
Lesen Sie auch meine kleine bayerische Sprachbiographie in Schimpfwörtern!
Aff,....................................................... der alberne Person; eitler Mensch Am Depp sei Brotzeitbeitl .................................besonders lächerliche Form für Trottel, Tölpel, dummer Mensch Antn, .........................................................die Frau, die watschelt wie eine Ente und ebenso gerne quakt Asphaltschwoibn, die (=Asphaltschwalbe);................................................... Prostituierte, leichtes Mädchen Auf da Brennsuppn dahergschwumma unerfahren sein; ... ... ein Mensch, der keine Ahnung hat; Mensch ohne Bedeutung; ....................................... beschränkter Mensch ausgschamt................................................................ unverschämt Bagage,................................................................... die Gesindel, Sippe Bamhackleter,......................................................................... der schmutzige Person Bazi, der........................................................................ (durchtriebener) Schlingel Bettbrunzer,.................................................................................... der Bettnässer Bixlmadam, ............................................die Frau, die sich ziemlich herrichtet, um reich zu wirken, aber eigentlich arm ist Bixn, die eigtl.:............. ............................................................Büchse; aber auch: Frau/Vagina; ..................................................................................lebenslustiges, aufgewecktes Mädchen; Sprichwort:. A oide Bixn ko a no krachn ...............................................................................(eine alte Frau kann auch noch Spaß im Bett haben) Bixnmacher, der (=Büchsenmacher);..................................................................... Vater mehrerer Töchter Blunzn, die ............................................................(Blunze = Blutwurst; Harnblase vom Schwein); dicke, unförmige Frau Bochratz,.................................................................. die ungepflegte Person Bockfotzngsicht,............................................................... das Ungschickter Mensch Bodschn, oalder,.......................................... der Ein Gesicht, das zum Ohrfeigen einlädt; Bockfotzn: kräftige Ohrfeige Britschn, die Vagina;............................................................. bösartige, redeselige Frau; Prostituierte Brouchmoggl,............................................................Junikäfer ... Oberfranken brunzbislbled...................................................................................... richtig blöd Brunzkachl,................................................................................... die alte Frau Daddl, der .................................................................................alter, zittriger Mann damische Gretel................................................................................., die sehr dumme Frau damischer Uhu,................................................. der Einer, der rumspinnt und nur blöde Ideen hat deppat ...........................................................................................................dämlich Decklkatz, .....................................................die Prostituierte, die offiziell arbeitet, da sie amtlich gemeldet ist Dolde, ...............................................................................................das Depp, Trottel Doldi, der ungeschickter, unzuverlässiger, alberner Mensch;........................................................... Hanswurst doorate/dosohrate/dosohrade/dusohrate Hehna........................................................................ taubes Huhn Dotscherl,.......................................................................................... das ungeschicktes Kind Drutschn,............................................................................... die einfältige und ungeschickte Frau Dschamsterer, der Liebhaber, Freund; .....................in manchen Regionen ein Liebhaber, ............................................................................der seiner Liebsten voll und ganz hörig ist Dunnerwedschgogg, .......................................................Donnerwetter Fackl, das Ferkel,................................................................................................. Dreckspatz, Schmutzfink fad..................................................................................................... langweilig Fettel,.....................................................................................................die beleibte Frau Flitscherl, das Leichtlebige junge Frau;........................................................... Flittchen foischa Fuchzga, der Person, die nicht die Wahrheit sagt;.................................................... Betrüger (=falscher Fünfziger) gamsig ............................................................................................lüstern Gegganseff................................................................QuatschRedner Marottenmensch gescheate Moin,........................................................................................... die ungehobelte Frau gschdadl.....................................Schachtel Gifthaferl,----------------------------------------------------------------------- das Einer, der unbeherrscht ist und leicht in Zorn gerät glumpad billiges,.................................................................. nutzloses Zeug GlitzerPfännle .......................................................................Hahnenfuß goschad .................................................................................................vorlaut Grantler,....................................................................................................... der mürrischer Mensch greißlig............................................................................................... hässlich großkopfad ........................................................................(=großkopfig); arrogant Gschaftlhuber, .......................................... der Einer, der sich durch geschäftiges Tun wichtig macht, aber eigentlich nichts zustande bringt
Gschwerl, ....................................................................................................das Gesindel, Proleten Gspusi,........................................................................................... der Liebhaber Gwamperte,.............................................................................................. der/die Jemand, der sehr dick ist gwamperter Uhu,.................................................................... der dicker & dummer Mensch
Gwasch, ........................................................................das Flüssiges, das trinkbar ist, aber dem Bayer nicht schmeckt ----------------------------------------------------------------------. Da könnte er gleich Waschwasser trinken. Auch die Spezi nennt er Gwasch. Gwatschblatschal, das ............................................................... (=Quatschplatscherl); Kind, das Unsinniges/Lustiges macht/sagt; (siehe Platsche)
Hallodri,........................................... der Taugenichts, der nicht gern arbeitet und unzuverlässig ist; auch: Casanova, Frauenheld
Hampera,................................................ der Nichtsnutz; vermögensloser Mensch; ein Armer, der nichts zu sagen hat Haring, ...........................................................................................der sehr dünner Mensch Haumtaucher,.................................................... der unfähiger & unkonzentrierter Mensch Herrgoddsküahle,..............................................Marienkäfer (bayr. Schwaben) Hiasl,................................................................. der dummer Kerl (aber auch bayerischer Rufname für Matthias) Himmelsbätzele, ................................................Marienkäfer (Oberpfalz) Himbeerdoni,............................................... der (=Himbeertoni); Depp vom Dienst hintafotzig......................................................................................... hinterhältig Hirndappiger,................................................................................................ der beschränkter Kerl Hirndiwü,.................................................. der (=Hirndübel); verwirrte, eingebildete Person; Idiot Hirntoni,...................................................................................................... der Depp, Dummkopf Hirsch,......................................................................... der Narr, Tölpel, Einfaltspinsel hoaloas,...................................................................................................................schlampig hoaklat ...........................................................................................................heikel, wählerisch Hua,...................................................................................................... die Hure Hunzgrippe, .......................... der (=Hundskrüppel); bösartiger, gerissener Mensch; unerzogenes, ...................................................................................... unfolgsames Kind; v.a. in: Hunzgrippe verreckter! Kachl, .........................................................................die alte Frau Klampahaferl.................................................................................... Petze Kletzn/Kletznsepp, ....................................................................der sperriger, unkommunikativer Typ Kleschn,................................................................... die Prostituierte Klousterbritschn,..................................................................................................... die Nonne Kniabiesla (=Kniebiesler),............................................................................ unreifer Bursche Krattler, ............................................................................der Taugenichts; Prolet
Kreiz Biam Bam und Hollastaudn! ...........................................Fluchender Ausruf (=Kreuz, Birnbaum und Hollerstauden) Krisperl, .....................................................................................das schmächtiger und sehr dünner Mensch Kruzifix!.................................................................... fluchender Ausruf
Kuttenbrunzer, ...........................der Bezeichnung für einen Geistlichen, Juristen und andere Berufsgruppen, die einen Talar tragen
Lätschenbeni, ..........................................................der antriebsloser, lethargischer Kerl; kommt auch von „Lätschn ziagn“, .............................................................................was mit dem Gesichtsausdruck zu tun hat
Loas, ....................................................................die Schwein, Sau (sehr abwertend); besonders schmutziges Hausschwein
Loimsiada, der / Loamsieder, ........................der langweiliger, fader Mensch (Loam = Leim, Siader = Sieder, etw. zum Sieden bringen); ..............................................................................................untätiger und denkfauler Hohlkopf Lucki, der & Stenz, .......................................................der Hallodri, Verführer
Matz,.................................................. die freche, schlagfertige Frau (früher eher negativ in Richtung vulgäre Frau, Dirne) Matz,........................................................................................... greislige hässliches Frauenzimmer
Mistgurgel,............................................................ die bissige Frau Mistpritschen,.................................................................................. die bösartige Frau Mistviech,............................................................................................................ das bösartige Frau
Muhackl, der Stoffel;......................................................... unfreundliche Person, die nicht grüßt und keine Antwort gibt, ................................. wenn sie danach gefragt wird; entweder aus 1. Unfähigkeit oder 2. Boshaftigkeit, Hinterlist (je nach Region)
Naggeistubb,..................................................Nelkenstaub (Gewürznelken) gemahlene Nelken .......auch Blumenstock Narrischer, ............................................................................der Verrückter, Geistesgestörter oida Mo,.................................................................... der alter Mann
Oide Rutschn,............................................................................... die alte Frau oreidig / oraidig.................................................. hässlich, abscheulich, ekelhaft; aber auch: derb, seltsam Orampfdl, ................................................Brotkrüstchen Pfenningfuchser, ...................................................................................der Einer, der extrem geizig ist Pfotschn, ....................................................schlurfen Pfuideifi, der............................... (=Pfuiteufel); Ein unappetitlicher Kerl; „du Pfuideifi, du greisliger“
Pfundshammel, der Steigerung von Hammel; kann auch positiv verwendet werden: .............................................„Eigentlich bist mehr ois wia a Hammel, sovui mehr, daß d‘ ma‘ fast scho wieda g’foist“. Platsche, die Quatschmaul;......................................................................... Frau, die Geheimnisse ausplaudert
Preiß, der Preußen; ............................................ wird in Bayern abfällig synonym für alle verwendet, die nicht des Bairischen mächtig sind Pressack,...................................................................... der sehr dicker Mensch (vgl. die Speise Pressack) Pritschen,............................................. die bösartige Klatschbase; Flittchen Ratschkatl,............................................................................. die Frau, die gerne und viel redet Rindviech,......................................................... das begriffsstutziger Mensch Rotzbua, der Rotzlöffel (nur Buben, da Bua = Bub); ................................auch oft in der Kombination „Rotzbua, elendiger!“
Ruaschn, die tollpatschige, verplante weibliche Person (als Nomen); .................................................................................... voreilig handeln (als Verb), siehe hier mehr. ruachat ...................................................................raffgierig
Ruamzuzler, der (=Rübenzuzler); ..................................................nicht ernstzunehmender, unerfahrener Anfänger Samerla ...........................................langsamer, begriffstutziger Mensch .... zu spät kommen = samer Saubande, ................................................................................die Gesindel, Lumpenpack, vgl. Bagage
Saudrack,..................................... der Mensch (häufig ein Kind), der etwas Cleveres, Hinterlistiges gemacht hat Saupreiß, ....................................................................................der negative Verstärkung von Preiß schiach.............................................................................. hässlich
Schicksen,................................................ die Flittchen; abfällige Bezeichnung für ein Mädchen oder die Freundin
Schlawiner, .............................der pfiffiger, gerissener, schlauer Mensch (meist wird ein Kind als solcher bezeichnet); ................................................................................................stammt von Slowene (Slawonier) ab Schlawack,.................................................................... der siehe Schlawiner Schlawuzi,........................................................................................ der siehe Schlawiner Schluchtnscheißer,....................................................... der Beleidigung für Österreicher
Schmarrnbeppi,................................................................................. der Einer, der viel Unsinn erzählt Schnepfen,.......................................... die Dumme Kuh; eine, die sich für etwas Besseres hält, Prostituierte
Schnoin,............................................................................................ die (=Schnalle); Prostituierte Sprichfotzn,............................................. die Jemand, der viel redet, aber nichts zusammenbringt
Schupfabrunzn,............................ die unbeliebte Frau, naives Mädchen; auch oft in der Kombination: koudige Schupfabrunzn
Sprichbeitel,................................................................................ der Einer, der große Sprüche macht Stodterer,....................................................................... der Großstädter Strawanzer,.................................................................................... der Jemand, der sich herumtreibt Striezi,......................................................................... der Strolch; Zuhälter Tratschen,............................................................................................ die Klatschbase Tritschler,................................................. der Jemand, der langsam macht und Zeit vergeudet Trutschen,................................................................................................. die dümmliche Frau Urschl,......................................................................... die dummes, einfältiges Weib Verklamperhaferl/Verkloghaferl,............................................................................... das Petze Waschweib,..................................................................................... das Klatschbase
Watschengesicht, das...................................... Ein dümmliches, freches Gesicht, das den Betrachter quasi auffordert, ................. diesem eine Ohrfeige zu verteilen (vgl. auch: Der Watschnbam fällt glei um = Drohung, .............................................................................. dass der Sprecher gleich eine Ohrfeige verteilt) Wedahex, ..........................................................die ungepflegte Frau Weibatz, ...............................................................................die Weib/Weibsbild Weiberer,.......................................................... der Weiberheld, Casanova Weiberleid,............................................................................... das Frauenzimmer Weibsbild, ..............................................................das Frau (abwertend)
Wogscheidl,................................................ bsuffans, das Betrunkene Person; jemand, der gerne über den Durst trinkt
Wuaschtkuah, diafaugade, ................................die Abgemagerte, dünne Person; wie eine alte Kuh mit tiefliegenden Augen, .................................................................................. deren Fleisch nur noch verwurstet werden kann
Wurschtler, .............................der Ähnlich wie der Tritschler, nur dass der Wurschtler sich nicht durch seine Langsamkeit, .......................................................................... sondern durch überflüssiges Organisieren & Tun hervortut Zeck,........................................... der Jemand, der aufdringlich ist und nervt Zipfelklatscher,................................................................................ der Depp, Blödmann
Zuagroaster, der Zugereister, ..............................................................ursprünglich nicht-bayerischer Mitbürger
Zwetschgenmanndl/Zwetschgenmanderl,................................................ das dünner, schmächtiger Mann zwida .......................................................................................................schlecht gelaunt Zwiderwurzen,................................................................... die schlecht gelaunter Mensch
Anthoney Rowley: "Lanerkache“ sagt man in Oberbayern zur Orchideenart „Frauenschuh“.
Ein „Kache“ ist im Dialekt ein ‚erdener’ Topf. Das wäre im Schriftdeutschen das Wort „Kachel“, bedeutet im Dialekt aber „Topf“.
Die Blüte des „Frauenschuhs“ schaut tatsächlich wie ein Topf aus, wie ein „Kache“. Die Orchidee wächst zudem gern an steilen Rutschhängen, die oftmals aus Erdrutschen entstanden sind, und die im Dialekt „Lan“ heißen, was eigentlich Lawine bedeutet, aber auf Erdrutsch übertragen wird. Deswegen heißt der Frauenschuh selbst also „Lanerkache“.
Host mi? * Unsere Autorin kommt aus Bayern – und das hört man auch. Wenn sie den Mund aufmacht, gucken die Leute komisch. Also lieber Hochdeutsch sprechen? Niemals! Von Maria Rossbauer 27. Juni 2018, DIE ZEIT Nr. 27/2018, 28. Juni AUS DER ZEIT NR. 27/2018
INHALT Seite 1 — Host mi? *
Seite 2 — Das unbeschwerte Sprechen (* Kannst du mir folgen?)
Wenn Sie den folgenden Text nicht lesen würden, sondern ihn von mir vorgelesen bekämen, dann wüssten Sie, woher ich komme.
Das heißt, Sie wüssten es vermutlich nicht genau. Die meisten Menschen, die mich reden hören, verorten mich irgendwo in Österreich oder in der Schweiz, Russland hab ich auch schon mal gehört. Das hat wohl unter anderem damit zu tun, dass ich das R sehr hörbar rolle. Nach ein paar Worten schaut man mich fragend an und erwartet Aufklärung. Menschen, die Dialekt sprechen, sind ja fast ausgestorben – Nachrichtensprecher, Radiomoderatoren, die meisten Politiker und Experten, sie alle reden reinstes Hochdeutsch. Zumindest in meinen Ohren.
Über Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestags, lächelt man bisweilen, nur weil er Badener ist und man das auch hört. Sein "Isch over" aus der Griechenland-Krise wurde hundertfach zitiert. Rainer Brüderle, ehemaliger FDP-Spitzenmann aus der Pfalz, wurde in der heute-show sogar regelmäßig mit Untertiteln versehen. Und von Jogi Löw wird zum einen der Weltmeister-Titel in Erinnerung bleiben. Aber wohl auch sein alemannisches Mantra von der "högschden Disziplin".
Ich erkläre meistens schnell, dass ich aus einem kleinen Dorf in Niederbayern komme, zwischen Regensburg und München gelegen, 200 Einwohner, und da redet man eben so wie ich. Aaah, sagen die Zuhörer. Aus einem Dorf in Bayern. Ja, sage ich, aus einem Dorf in Bayern. Und dann fragen sie: Wie lange bist du denn schon in Hamburg? Die eigentliche Frage, die sie loswerden wollen, lautet aber: Warum sprichst du immer noch so?
Diese Frage ist legitim. Schließlich hab ich die Hälfte meines Lebens in Städten wie Berlin, Hamburg und München verbracht. Und selbst in München reden die Leute lang nicht so bairisch, wie ich das im Ernstfall könnte. Müsste ich nicht längst integriert sein, die Sprache gelernt und angenommen haben?
Vielleicht. Aber erstens ist es gar nicht so leicht, ein rollendes R abzulegen. Glauben Sie mir das: Ich habe es versucht. Während meiner Pubertät, also vor 20 Jahren, habe ich mit einem Logopäden wöchentlich geübt. Wenn ich allerdings versuche, dieses sogenannte Zäpfchen-R auszusprechen, klingt das, als würde ich an einer Nudel ersticken.
Es gibt noch einen anderen Grund, warum ich kein gescheites Hochdeutsch spreche: Ich mag nicht. Ich bin, was die Sprache betrifft, ein Integrationsverweigerer.
Vieles hört sich im Bairischen einfach schöner an. Versucht meine Tochter ihre in Kartoffelbaatz getränkten Finger in meine Nase zu quetschen, müsste man sie auf Hochdeutsch vielleicht so davon abhalten: "Nimm deine schmutzigen Finger aus meinem Gesicht, sonst ist das Essen für dich gleich beendet!" Ich hingegen kann sagen: "Schleich di mit deine Dreegbatschn, sonst rappelt’s!"
Klingt doch viel freundlicher. Dabei weiß ich gar nicht so genau, was der Ausdruck "es rappelt" bedeutet. Sicher nichts Nettes, aber auch deshalb rede ich so gerne im Dialekt: Man kann die wüstesten Drohungen aussprechen, und es klingt doch irgendwie putzig.
Dieser Artikel stammt aus der ZEIT Nr. 27/2018. Hier können Sie die gesamte Ausgabe lesen. Als ich in die Grundschule kam, war Hochdeutsch für mich wie eine Fremdsprache. Ich erinnere mich noch gut daran, wie wir Buchstaben lernen sollten: Beim T war ein Hefer hingezeichnet und beim Buchstaben C ein Schwammerl. Die Wörter Topf und Champignon musste ich erst lernen.
Noch heute gibt es viele Dinge, für die ich im Hochdeutschen kein Wort finde, zum Beispiel: drammhabbad. Ich weiß nicht, was das heißt. Ich kann nur sagen, dass das ein Zustand ist zwischen Schlafen und Wachen, in dem man seinen Träumen nachhängt.
Genauso wenig fallen mir adäquate Wörter für "Zieferl" ein und für "Gifthaferl" und auch nicht für "hudeln" und "Springinggerl", und absolut nicht könnte ich übersetzen, was mein Vater immer auf die leidige Frage, was es denn heut zum Essen gibt, antwortete: "Außerbacherne Kellerstaffe".
Nun wurde ich für diesen Text dazu angehalten, den Lesern doch einige Erklärungen mitzugeben, also habe ich mal gegoogelt: Zieferl = eine schwächliche Person; Gifthaferl = ein aufbrausender Mensch; hudeln = etwas schlampig erledigen; Springinggerl = ein unruhiger, lebhafter Mensch. Für die "außerbachernen Kellerstaffe" musste ich meinen Vater anrufen. Das heißt direkt übersetzt wohl "frittierte Kellerstufen" und meint: Frag ned so blöd, es wird schon irgendwas geben.
Neulich wollte ich in die Hamburger Innenstadt, um meiner kleinen Tochter Glabberl zu kaufen. Da fiel mir ein, dass in Hamburg wohl niemand das Wort Glabberl verstehen wird. Ich kannte nicht auf Anhieb die Übersetzung. Also googelte ich: Es heißt Sandalen!
Trotz amüsierter Blicke und Nachfragen habe ich mir nie darüber Gedanken gemacht, ob es gut oder schlecht ist, wie ich rede. Bis jetzt. Meine Tochter spricht noch nicht besonders viel, allzu lange kann das aber nicht mehr dauern. Deswegen frage ich mich neuerdings, ob ich bewusst mit ihr bairisch reden sollte, damit sie es lernt.
Man könnte dagegen einwenden, dass es Unsinn ist, einem Kind, das im Norden aufwächst, einen süddeutschen Dialekt beizubringen. Aber meinen – man schreibt ihn übrigens korrekterweise wirklich "Bairisch" – hat die Unesco im Jahr 2009 immerhin den bedrohten, schützenswerten Sprachen zugeordnet. Es gibt also einige Mundartfans, die sogleich rufen würden: Du musst unbedingt gezielt bairisch mit deiner Tochter sprechen! Dialekte verschwinden, das muss man verhindern!
Das Problem scheint ganz Deutschland zu betreffen. Das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim stellte 2009 in einer repräsentativen Umfrage fest: 67 Prozent der über 60-Jährigen können noch einen Dialekt sprechen, jedoch nur noch 49 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Und von denen, die einen Dialekt beherrschen, benutzt ihn nur gut die Hälfte "immer" oder "oft".
Seite 2 — Das unbeschwerte Sprechen Auf einer Seite lesen Das Dialektsterben begründen Wissenschaftler so: Zuerst kam die Schulpflicht mit Hochdeutsch als Unterrichtssprache, dann brachten Radio und Fernsehen es auch in die abgelegensten Dörfer. Menschen reisen häufiger, auch in Städte, wo die Dialekte ohnehin nicht so stark verbreitet sind. Sie ziehen weg, lernen, sich auch dort zu verständigen, geben das neu Gelernte an ihre Kinder weiter. So schritt das Dialektsterben die vergangenen hundert Jahre rapide voran. In den Achtzigern hätte man wohl gesagt: Gut so. Damals hieß es, Dialektsprecher hätten Nachteile in der Schule und später im Beruf, weil man sie als ungebildeter wahrnehme.
Für mich selbst sind mit meinem Dialekt vor allem viele schöne Erinnerungen an meine Kindheit verbunden. Wie mein Vater immer "hosihopp" gesagt hat, wenn er mich an den Armen hochhob. Oder wenn eine Fliege in der Suppe schwamm und er gesagt hat: "Deafstas scho essen, heid is ja ned Freitag."
Es stimmt, was Sprachwissenschaftler sagen: dass Menschen ihre Identität auch über ihren Dialekt gewinnen. Wir sind Bayern oder Friesen oder Schwaben. Dialekte, sagen die Forscher, schaffen unter ihren Sprechern ein Zusammengehörigkeitsgefühl, eine emotionale Nähe.
Das geht sogar über die Grenzen meines eigenen Dialekts hinaus. Ich fühle mich mit allen Dialektsprechern verbunden. Höre ich einen Franken reden oder eine Sächsin oder Berlinerin, dann lächle ich ein wenig. Wir sind diejenigen, die zu ihren Wurzeln stehen, die sich ohne viel Pathos zu ihrer Herkunft bekennen. Im Moment wird ja viel über Heimat diskutiert. Oft abstrakt und manchmal feindselig. Der Dialekt aber ist eine positive Art des Bekenntnisses, eine beiläufige.
Wobei mit dem Dialektsprechen auch einhergeht, dass Menschen schnell Klischees im Kopf haben. Von uns Bayern ganz besonders. Ich habe fast täglich das Gefühl, ich müsste klarstellen, dass ich nicht die CSU wähle und keine Tracht besitze.
Mein Dialekt gibt mir aber noch etwas Wichtigeres, das ich meiner Tochter vermitteln möchte: eine Lebenseinstellung. Zurzeit sage ich zum Beispiel recht häufig zu ihr: "I glaub, du spinnst a bissal!", wenn sie wieder einmal alle meine Unterhosen aus der Schublade zieht und sich um den Hals hängt (sie ist eineinhalb Jahre alt, das sollte ich an dieser Stelle vielleicht erwähnen).
Das klingt im Hochdeutschen zwar recht ähnlich, aber mit dem Satz sage ich eben nicht das, was im Duden steht: "umgangssprachlich abwertend für nicht recht bei Verstand sein". Ich sage damit, dass sie möglicherweise nicht der Norm entspricht, ich das aber toll finde, weil normal ist fad.
Das Hochdeutsche klingt in meinen Ohren viel zu diszipliniert und reglementiert, zu wenig verzeihend und liebevoll. Würde ich nur noch Hochdeutsch mit meiner Tochter reden, könnte ich all die wunderbaren Gefühle und Erinnerungen nicht transportieren. Ich könnte ihr nicht die Gelassenheit mitgeben, die ich erfahren habe, und die Geduld, denn ich weiß schlicht nicht, wie das in dieser Sprache geht.
Seit einiger Zeit scheint sich das Blatt übrigens zu wenden. Wer Dialekt und Hochdeutsch lernt, sagen Wissenschaftler heute, wächst fast schon zweisprachig auf und kann so auch andere Sprachen leichter lernen. Dialekte gelten jetzt, wo sie dem Untergang nahe sind, als wichtiges kulturelles Erbe.
Vielleicht, weil sie gesprochener Gegenentwurf zur Globalisierung sind, zu einer einheitlichen, standardisierten Welt. Und so sprießen heute Vereine zum Schutz der Dialekte nur so aus dem Boden. Das Kultusministerium in Bayern verteilt an Lehrer Handreichungen, die ihnen helfen sollen, die verschiedenen bairischen Dialekte im Unterricht zu fördern, Kindergartenkindern wird in Extrakursen beigebracht, "Pfiat di" statt "Tschüs" zu sagen und "I mog di gean".
Doch obwohl ich meinem Dialekt so viel abgewinne, obwohl ich gern hätte, dass meine Tochter ihn und alles, was dazugehört, in ihrem Leben hat, stelle ich fest, dass mir das zuwider ist.
Über viele Jahrhunderte haben Menschen ihre Dialekte gesprochen, weil sie es halt so von ihren Eltern und Freunden und Nachbarn gehört haben. Es waren die Sprachen des Alltags – und eben nicht das, was Schulen und Behörden von ihnen forderten. Dialekte waren das unbeschwerte Sprechen. Unterrichtet man sie, beraubt man sie ihres Wesens. Denn es geht beim Dialekt weniger darum, wie es am Ende klingt. Sondern darum, so zu sprechen, wie man will. Es geht um Freiheit.